UIHistories Project: A History of the University of Illinois by Kalev Leetaru
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Repository: UIHistories Project: Mathematical Model Catalog (1892 - German) [PAGE 108]

Caption: Mathematical Model Catalog (1892 - German)
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L. Boltzmann, Methoden der theoretischen Pliysik.

Yoraussetzungen gemacht, woraus mittels der zu einer Art von geometrischer Evidenz gelangten Principien der Mechanik eine Gruppe von Naturerscheinungen erklart wurde. M a n war sich zwar bewusst, dass die Yoraussetzungen nicht mit apodiktischer Gewissheit als richtig bezeichnet werden konnten, aber m a n hielt es doch bis zu einem gewissen Grade ftir wahrscheinlich, dass sie der Wirklichkeit genau entsprachen und nannte sie deshalb Hypothesen. So dachte m a n sich die Materie, den zur Erklarung der Lichterscheinungen notwendigen Lichtather und die beiden elektrischen Pluida als S u m m e n mathematischer Punkte. Zwischen je zwei solchen Punkten dachte m a n sich eine Kraft wirksam, deren Eichtung in ihre Yerbindungslinie iallt und deren Intensitat eine noch zu bestimmende Function ihrer Entfernung sein sollte (Boscovic). Ein Geist, d e m alle Anfangspositionen und Anfangsgeschwindigkeiten aller dieser niateriellen Teilchen, sowie alle Krafte bekannt waren und der auch alle daraus resultirenden Differentialgleichungen zu integriren verstlinde, konnte den ganzen Weltlauf voraus berechnen, wie der Astronom eine Sonnenfinsternis {Laplace). M a n stand nicht an, diese Krafte, welche m a n sich als das ursprunglich Gegebene, nicht weiter Erklarbare dachte, als die Ursachen der Erscheinungen, die Berechnung derselben aus den Differentialgleichungen als ihre Erklarung zu bezeichnen. Dazu k a m spater die Hypothese, dass diese Teilchen auch in ruhenden Korpern in Bewegungen begriffen seien, welche zu den Warmeerscheinungen Yeranlassung geben und deren Natur besonders in den Gasen sehr genau definirt wurde (Clausius). Ihre Theorie fiihrte zu iiberraschenden Yorausberechnungen, so der Unabhangigkeit der Eeibungsconstante v o m Drucke, gewisser Beziehungen zwischen Reibung, Diffusion und Warmeleitung etc. (JSlaxivell). Die Gesamtheit dieser Methoden war so erfolgreich, dass es geradezu als Aufgabe der Naturwissenschaft bezeichnet wurde, die Naturerscheinungen zu erklaren und die friiher so genannten beschreibenden Naturwissenschaften triumphirten, als ihnen die Hypothese Danvins erlaubte, die Lebensformen und Erscheinungen nicht bios zu beschreiben, sondern ebenfalls zu erklaren. Sonder-